Gesundheitsökonomie - Lehrbuch für Mediziner und andere Gesundheitsberufe

Gesundheitsökonomie - Lehrbuch für Mediziner und andere Gesundheitsberufe

von: Karl W. Lauterbach, Stephanie Stock, Helmut Brunner (Hrsg.)

Hogrefe AG, 2013

ISBN: 9783456952833

Sprache: Deutsch

361 Seiten, Download: 8881 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Gesundheitsökonomie - Lehrbuch für Mediziner und andere Gesundheitsberufe



1.4 Rationalisierung, Rationierung

Alle Möglichkeiten zur Rationalisierung müssen erkannt und ausgeschöpft werden, bevor medizinische Leistungen rationiert werden. Rationierung medizinischer Maßnahmen muss als Ultima Ratio nach Ausschöpfen der Rationalisierungsreserven angesehen werden (s.Tab. 1-2). Nach einer Studie von Beske et al. (1997) sind viele Ärzte in Deutschland der Meinung, dass in einigen Bereichen der Medizin heute schon rationiert wird. Zu dieser Problematik wäre eine neue detaillierte Analyse hilfreich, um festzustellen, in welchen Bereichen gravierende Rationierungen medizinischer Leistungen wirklich stattfinden (Fuchs, C. 2011). Zunächst sind aber noch Rationalisierungen möglich. Dies soll an der Antibiotikatherapie erläutert werden. Weitere Beispiele lassen sich leicht finden. Ein Bespiel für Rationalisierung: Antibiotika gehören zu den wirksamsten Arzneimitteln. Ihr Einsatz wird von Patienten bei Arztbesuchen oft erwartet, da sie wegen ihrer hohen Effektivität und guten Verträglichkeit auf hohe Akzeptanz in der Bevölkerung stoßen. Tabelle 1-3 gibt Vorund Nachteile der Antibiotikatherapie wieder. Wegen ihrer positiven Eigenschaften werden sie in vielen Ländern, auch in Deutschland, zu häufig und daher oft ohne klare Indikation eingesetzt (s. Abb. 1-10, Abb. 1-11 und Tab. 1-4). Die Folge ist eine unnötig starke Zunahme von Infektionen mit resistenten Erregern (s. Abb. 1-12). Dies kann durch einen rationaleren Einsatz von Antibiotika vermieden werden. Bewährte «alte» Grundprinzipien der antibakteriellen Chemotherapie bleiben daher gültig: klare Indikation, gezielter Einsatz, angemessen hohe Dosierung und ausreichende Therapiedauer. Diese Überlegungen sind auch für den kosteneffektiven Einsatz von Antibiotika vorrangig. Anreize: Da der Zugang des Patienten zu den Angeboten des Gesundheitswesens durch Ärzte gesteuert wird, müssen bei ihnen für einen ökonomisch sinnvollen Einsatz der Maßnahmen Anreize gesetzt werden. Die Wirksamkeit dieser Anreize zeigt sich, wenn auch die finanziellen Konsequenzen der Entscheidungen transparent werden. Der Einbau von gesundheitsökonomischen Vorlesungen und Übungen in das Curriculum der ärztlichen Ausbildung war daher überfällig. Knappe Ressourcen verlangen klare, durch die Solidargemeinschaft nachvollziehbare, Entscheidungen. Medizin und Ökonomie müssen in Einklang gebracht werden, da zunächst noch Rationalisierungen ohne wesentliche Rationierungen möglich sind, wenn ökonomische Bewertungsmethoden in der Medizin eingesetzt werden. Rationalisierungspotenzial liegt grundsätzlich dann vor,
• wenn medizinische Maßnahmen eingesetzt werden, ohne dass ein Wirksamkeitsnachweis aus klinischen Studien vorliegt. Naturstoffe sind nicht a priori unschädlich und nützlich, nur weil sie Naturstoffe sind. Hochgiftige Substanzen, z.B. Pflanzenund Bakterientoxine, sind Naturstoffe.
• wenn medizinische Interventionen einen geringeren Nutzen erzeugen als alternative Maßnahmen, die die gleichen Kosten verursachen oder kostengünstigere Alternativen nicht an Nutzen übertreffen.

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