Grundwissen Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem, Öffentliche Gesundheitspflege

Grundwissen Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem, Öffentliche Gesundheitspflege

von: Jürgen von Troschke, Ulrich Stößel

Hogrefe AG, 2012

ISBN: 9783456951195

Sprache: Deutsch

211 Seiten, Download: 2625 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Grundwissen Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem, Öffentliche Gesundheitspflege



11 Die Gesundheitsversorgung als Gesundheitsmarkt (S. 115-116)

•Wodurch erklären sich die Vorbehalte von Ärzten gegenüber Ansätzen der Gesundheitsökonomie?
•Wie viele Beschäftigte sind in Deutschland in der Gesundheitsversorgung tätig?
•Was ist der jährliche Jahresumsatz der Gesundheitsversorgung?

Viele Ärzte haben ihrem Berufsverständnis entsprechend emotionale Widerstände gegenüber der Auseinandersetzung mit den ökonomischen Aspekten der Behandlung ihrer Patienten. Sie sehen ihren Auftrag in der Diagnose und Therapie von Krankheiten bzw. der angemessenen Behandlung von kranken Menschen. «Salus aegroti suprema lex» (das Wohl des Patienten ist oberstes Gesetz), lautet die Maxime. Ärzte früherer Zeiten waren es gewohnt, ihre Rechnungen der Zahlungsfähigkeit ihrer Patienten anzupassen. Reiche wurden in höherem Maße zur Kasse gebeten als normale Bürger. Arme wurden ggf. umsonst behandelt. Dennoch konnten sich große Bevölkerungsgruppen die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe aus ökonomischen Gründen nicht leisten. Mit der Einführung der Sozialversicherungen wurde die Ausgangssituation grundlegend verändert. Der GKV-Versicherte hat einen Anspruch auf Sachleistungen, deren Bezahlung nur indirekt über Versicherungsbeiträge erfolgt. Im geltenden Verständnis von sozialer Gerechtigkeit sollten materielle Fragen keinen Einfluss auf ärztliche Entscheidungen über die Angemessenheit einer Therapie haben, sofern diese dem Gebot der Wirtschaftlichkeit genügt. Bei gleicher Wirksamkeit soll die kostengünstigste Behandlung gewählt werden.

Seit 1970 beeinflusste das Schlagwort Kostenexplosion die politische Diskussion und setzte Anreize für ökonomisch orientierte Analysen im Gesundheitswesen. Im Kontext der steigenden Ausgaben der Sozialversicherungen wurde deutlich, dass keiner der Akteure wirklich daran interessiert war, sparsam mit den zur Verfügung stehenden Mitteln umzugehen.

Steigende Versicherungsbeiträge wurden so lange toleriert, wie das wirtschaftliche Wachstum durch die entsprechend steigenden Personalkosten nicht wesentlich beeinflusst wurde. Bei stagnierendem oder sinkendem Bruttosozialprodukt und sinkenden Einnahmen in den Sozialversicherungssystemen durch zunehmende Arbeitslosenzahlen wurde der Problemdruck schließlich so groß, dass die Notwendigkeit wirksamer Reformmaßnahmen inzwischen von allen Beteiligten akzeptiert wird. Dabei werden hohe Hoffnungen in die Übertragung wirtschaftswissenschaftlicher Erkenntnisse bzw. die Entwicklung einer anwendungsorientierten Gesundheitsökonomie gesetzt. Inzwischen hat sich die Wahrnehmung der Gesundheitsversorgung als einer Wirtschaftsbranche durchgesetzt, in rund 4,7 Mio. Beschäftigte (d. h. etwa 11 % aller Erwerbstätigen in Deutschland) jährlich über 300 Mrd. Euro erwirtschaften.

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