Forschungsanträge in den Life Sciences - Drittmittel erfolgreich einwerben

Forschungsanträge in den Life Sciences - Drittmittel erfolgreich einwerben

von: Dr. Stefan Lang, Dr. Manfred Marschall

Tredition, 2020

ISBN: 9783347170797

Sprache: Deutsch

168 Seiten, Download: 2137 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Forschungsanträge in den Life Sciences - Drittmittel erfolgreich einwerben



Konzeption und Informationsbeschaffung

Vor der eigentlichen Antragserstellung sollten die spezifischen Projektziele definiert und alle notwendigen Informationen zusammengetragen werden. Fehler, die in dieser initialen Phase gemacht werden, lassen sich später meist nur schwer beheben. Denn definieren Sie zu Beginn keine eng umrissene Fragestellung, wird Ihrem Antrag später der rote Faden fehlen. Schätzen Sie die personellen oder technischen Voraussetzungen der Projektdurchführung falsch ein, wird Ihre spätere Budgetkalkulation nicht tragfähig sein. Und versäumen Sie es, Ihre eigene Reputation und Expertise gebührend in Ihrem Antrag zu würdigen, werden Sie wahrscheinlich auch die Gutachter nicht von sich und Ihrem Projekt überzeugen können.

B 1 Konzept und Idee des Forschungsantrags

Schritte der Konzeption

Dieses Kapitel befasst sich mit den wissenschaftlichen Zielsetzungen, mit der Auswahl geeigneter Methoden und der Beurteilung der eigenen vorhandenen Mittel. Antragstellerinnen und Antragsteller sollten im Vorfeld der Antragsausarbeitung diese Punkte gewissenhaft in Betracht ziehen. Die initiale Planung sollte zunächst mit der Definition einer validen Fragestellung beginnen, sich aber dann bald der Realisierbarkeit des Projektes und seinem Arbeitsprogramm sowie dem momentanen Stand der Forschung zuwenden. Dieser Dreiklang aus Stand der Forschung, Fragestellung und Arbeitsprogramm muss in sich stimmig und logisch sein, denn nur so wird das Antragsprojekt realistische Chancen für eine Bewilligung haben (Abb. 3).

Abb. 3. Schritte der Antragskonzeption. Antragstellerinnen und Antragsteller sollten anhand der Fragestellung oder Zielsetzung zunächst ihre grundlegende Argumentationslinie entwerfen. Anschließend sollte ein Arbeitsprogramm skizziert und der aktuelle Stand der Forschung recherchiert werden. Schließlich muss der Stand der Forschung sehr gewissenhaft in die gesamte Projektdarstellung eingeflochten werden.

Fragestellung und Zielsetzung

Um das Profil des eigenen Antrags zu schärfen, ist es notwendig, die zugrunde liegende Fragestellung oder Zielsetzung exakt zu definieren. Hierbei ist zwischen Projekten zu unterscheiden, die im Kern hypothesengeleitet sind oder aber eher deskriptiver Natur sind. In hypothesengeleiteten Projekten wird eine bestimmte Annahme überprüft, die etwa die Beteiligung eines bestimmten biologischen Mechanismus an pathogenen Vorgängen betrifft oder die Wirksamkeit und Durchführbarkeit bestimmter therapeutischer oder diagnostischer Ansätze. Deskriptive Projekte erstellen dagegen eine Ist-Analyse, in der Strukturen, Moleküle oder Populationen charakterisiert werden. Entsprechend können für hypothesengeleitete Projekte oftmals Fragen formuliert werden, die bei erfolgreicher Antragsdurchführung eindeutig mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können. Für einen deskriptiven Antrag wird dagegen eher ein Ziel definiert wie etwa die Charakterisierung eines relativ eng umrissenen Untersuchungsgegenstandes.

Eine solche übergeordnete Fragestellung oder Zielsetzung dürfen Sie nicht mit den Detailfragen und Zielen der einzelnen Experimente des Arbeitsprogramms verwechseln. Denn zunächst geht es darum, eine grundlegende Argumentationslinie zu skizzieren, die später den gesamten Antrag als roten Faden begleiten wird. Um eine tragfähige Argumentationslinie entwerfen zu können, sollten Fragestellung oder Zielsetzung immer einen eng umrissenen wissenschaftlichen Ausgangspunkt oder Hintergrund besitzen. Dies kann ein medizinisches Problem sein, zu dessen Lösung das beantragte Projekt beitragen soll. Es kann aber auch ein andersgeartetes ‘Forschungsdefizit’ sein, das bei erfolgreicher Projektdurchführung behoben werden kann. Bei realistischer Betrachtung sollte die übergeordnete Frage eines Forschungsantrags selbstverständlich auch beantwortet werden bzw. das formulierte Ziel auch erreicht werden können. Zusätzlich kann in einem solchen initialen Konzept neben der konkreten Fragestellung oder Zielsetzung auch ein indirekter und zukünftiger wissenschaftlicher oder medizinischer Nutzen formuliert werden, der bei erfolgreicher Projektdurchführung erwartet werden kann.

Die Idee oder das Konzept eines Forschungsantrags enthält also zunächst drei Komponenten:

− die medizinische oder wissenschaftliche Ausgangslage

− die Fragestellung oder Zielsetzung

− der zu erwartende medizinische Nutzen oder Erkenntnisgewinn

Die Verknüpfung dieser drei Komponenten muss in jedem Fall in sich stimmig, verständlich und überzeugend sein. Sie sollte im nächsten Schritt durch das konkrete Arbeitsprogramm komplettiert werden, um die praktische Umsetzung des Projektes darzulegen (Abb. 3).

Ein häufiger Fehler ist an dieser Stelle eine zu vage formulierte Projektidee oder eine unkonkrete Fragestellung, welche die Gutachter der Förderinstitution nur schwer überzeugen kann. Förderinstitutionen erwarten stets einen konkreten Nutzen, eine praktikable Lösung für ein definiertes Problem oder zumindest einen wichtigen Schritt in Richtung eines bedeutsamen Fernziels. Ist dies nicht gegeben, kann auch ein gut durchdachtes Arbeitsprogramm beliebig und austauschbar erscheinen – die Chancen für eine erfolgreiche Förderbewilligung blieben dann sehr gering.

Praxis-Tipp: Fragen der Aktualität

Um also ein überzeugendes Antragskonzept entwickeln zu können, muss zunächst die wissenschaftliche Argumentation konkret, logisch und nachvollziehbar sein. Dazu kommen Fragen der Aktualität: Besteht ein medizinisches Problem oder ein anderes Forschungsdefizit bereits über einen längeren Zeitraum, sodass ein entsprechendes Forschungsvorhaben gewissermaßen überfällig ist, oder haben neue Entwicklungen das Forschungsthema aktuell in das Zentrum des wissenschaftlichen Interesses gerückt? Am Beispiel der extrem rasch in den Mittelpunkt gerückten COVID-19-Forschung sieht man deutlich, wie Aktualität die Freisetzung von Fördermitteln bestimmen kann. Ungeachtet dessen können diese beiden doch so gegensätzlichen Ausgangslagen (langfristige Problemstellung vs. plötzliche Aktualität) die Argumentation eines Antrags in jedem Fall stärken.

Arbeitsprogramm

Arbeitspakete und Methodenauswahl

Das Arbeitsprogramm ist der Dreh- und Angelpunkt jedes Forschungsprojektes. Ihr Arbeitsprogramm muss glaubhaft darstellen, wie Sie die skizzierte Projektidee konkret umsetzen möchten. Für Gutachterinnen und Gutachter ist es ein wichtiges Qualitätskriterium, da sie anhand des Arbeitsprogramms Ihre wissenschaftlichen Fähigkeiten und methodischen Kenntnisse bewerten können. Für Sie als Antragstellerin oder Antragsteller ist es das zentrale Planungselement, da alle wichtigen Aspekte der Budgetplanung von dem Arbeitsprogramm abhängen.

Der nächste Arbeitsschritt, der in jedem Fall noch in der Planungsphase und vor der eigentlichen Antragsausarbeitung erfolgen sollte, ist also die Erstellung Ihres Arbeitsprogramms, also die Definition klar umrissener Teilprojekte und Arbeitspakete und die damit verbundene Auswahl geeigneter Methoden.

− Teilprojekte werden einzelnen Wissenschaftlern oder Verbundpartnern zugeordnet und beinhalten verschiedene Arbeitspakete (Tasks). Teilprojekte verfolgen innerhalb eines Verbundes eigenständige Ziele (Objectives).

− Arbeitspakete können einzelne Experimente oder Untersuchungen sein, denen eine konkrete Forschungsfrage oder Zielsetzung sowie ein eigener methodischer Ansatz zugrunde liegen. Die experimentellen Parameter der Untersuchungsinhalte sowie die zu erwartenden Befunde sollten im Detail beschrieben werden.

In einem Arbeitsprogramm müssen Sie alle experimentellen oder klinischen Schritte und Projektabschnitte gewissenhaft planen und detailliert beschreiben. Maximaler Realismus ist hierbei unbedingte Voraussetzung. Dokumentieren können Sie diesen Realismus, indem Sie den Weg bis zum erfolgreichen Projektabschluss als eine Kette einzelner Arbeitspakete, Zwischenziele und avisierter Milestones beschreiben. Dabei sollte der erfolgreiche Abschluss jeder einzelnen Projektphase stets anhand objektiver Kriterien kontrolliert werden können. Ferner sollten Sie in Ihrem Arbeitsprogramm für besonders kritische Projektabschnitte alternative Methoden nennen und erläutern, mit deren Hilfe Sie die Weiterführung des Projektes in jedem Fall sicherstellen können. Wichtige qualitative Parameter einer Methode oder Technik sollten Sie, sofern möglich, durch entsprechende Fachliteratur illustrieren.

Das Methodenarsenal, das Sie zur Umsetzung einzelner Arbeitspakete einsetzen wollen, sollte sich eng am gegenwärtigen Stand der Technik orientieren. Es wird daher oft nicht nur gut etablierte Verfahren und Techniken umfassen können, die bereits Bestandteil Ihrer täglichen Forschungspraxis sind und daher gut durch eigene Publikationen dokumentiert werden können. Vielmehr sollte das Methodenspektrum auch...

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