Wechseljahre - was muss ich wissen, was passt zu mir? - Nach den aktuellen medizinischen Leitlinien

Wechseljahre - was muss ich wissen, was passt zu mir? - Nach den aktuellen medizinischen Leitlinien

von: Maria Beckermann

Hogrefe AG, 2020

ISBN: 9783456759876

Sprache: Deutsch

232 Seiten, Download: 4077 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Mehr zum Inhalt

Wechseljahre - was muss ich wissen, was passt zu mir? - Nach den aktuellen medizinischen Leitlinien



1 Was ist typisch für die Wechseljahre?


1.1
Die Blutungen hören auf


Soviel steht fest: Irgendwann hören die Menstruationsblutungen auf. Die letzte Blutung wird Menopause genannt. Sie wissen natürlich erst im Nachhinein, dass es die letzte Blutung war.

Wie sich die Blutungen verabschieden, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Meistens werden die Blutungen schwächer und die Abstände zwischen den Blutungen unregelmäßig. Manchmal fällt die eine oder andere Periode einfach aus. Bei vielen Frauen verkürzen sich die Intervalle nach und nach auf 3 Wochen. Es kann auch zu sehr starken Blutungen kommen.

Schon bevor Sie Zyklusveränderungen wahrnehmen, wird etwa zwischen 40 und 45 Jahren die Durchblutung der Eierstöcke nach unten reguliert. Dadurch reifen die Eibläschen mit befruchtungsfähigen Eizellen nicht mehr so regelmäßig und zuverlässig heran. Ob Sie nun noch schwanger werden können oder nicht, ist mit mehr Ungewissheit verbunden als in jungen Jahren. Das kann die Erfüllung eines Kinderwunschs wie auch die Empfängnisverhütung unkalkulierbarer machen (vgl. Kap. 4).

Während eines regulären Zyklus gibt es große hormonelle Schwankungen. In der ersten Zyklushälfte werden zunehmend Östrogene gebildet, nach dem Eisprung zusätzlich zu den Östrogenen Gelbkörperhormon (Progesteron). Zur Menstruation hin kommt es zu einem starken Hormonabfall. Viele Frauen merken nichts davon. Manche sind dann z.B. hitzeempfindlich oder neigen zu Kopfschmerzen. Hohe Östrogenspiegel, wie sie vor dem Eisprung oder in der zweiten Zyklushälfte vorkommen, können zu Brustspannungen und Wassereinlagerungen in das Gewebe führen.

Der Prozess der Umstellung von regelmäßigen Menstruationen auf eine Lebensphase ohne Blutungen dauert viele Jahre. Von den meisten Abläufen spüren Sie gar nichts. Nur allzu heftige hormonelle Turbulenzen werden von wahrnehmbaren Empfindungen begleitet. Sie erinnern manche Frauen vielleicht an die körperlichen Veränderungen im Verlauf des Menstruationszyklus oder auch während Schwangerschaft und Wochenbett.

Phasen der Wechseljahre

Die Menopause ist die letzte Blutung. Sie wird im Nachhinein festgelegt, wenn 1 Jahr lang keine Blutungen aufgetreten sind.

  • Frauen sind durchschnittlich 51 Jahre alt, wenn sie ihre letzte Blutung bekommen. Die Altersspanne reicht von 40−60 Jahren. Wenn die letzte Blutung bereits vor 40 Jahren eintritt, spricht man von vorzeitigen Wechseljahren.
  • Die Prämenopause ist die Zeit von Beginn der ersten Zyklusunregelmäßigkeit bis zur Menopause.
  • Die Perimenopause dauert von 1 Jahr vor bis 1 Jahr nach der Menopause.
  • Die Postmenopause beginnt 1 Jahr nach der Menopause und dauert etwa 15 Jahre.
  • Wechseljahre sind die Zeit der Umstellung. In englischsprachigen Ländern wird Menopause auch oft als Phase verstanden und ist dann gleichbedeutend mit Wechseljahren.

1.2
Hitzewallungen werden ein Thema


Mehr als die Hälfte aller Frauen in unserem Kulturkreis lernen sie kennen: Eine plötzliche Empfindung von starker Wärme breitet sich besonders in der oberen Körperhälfte aus. Bei manchen Frauen rötet sich die Haut, besonders im Gesicht. Manchen bricht der Schweiß aus. Es entsteht das Bedürfnis, sich Luft zu verschaffen − den Kragen öffnen, die Jacke ausziehen, die Bettdecke zurückschlagen, das Fenster aufmachen. Nach einigen Sekunden bis Minuten ist die Empfindung verschwunden. Es kann ein Kältegefühl entstehen durch die Verdunstung von Schweiß auf der Haut.

Eine Hitzewallung ist kein Drama. Sie ist nicht krankhaft, nicht bedrohlich und in keiner Weise gefährlich. Sie kommt und sie wird von alleine wieder vergehen. Da müssen Sie gar nichts tun. Manche Frauen erleben das Mehr an Wärme als angenehm und energetisierend.

Aber einige Frauen empfinden die Wallungen so intensiv und so häufig, dass sie richtig stören: Bei der Arbeit, bei der Konzentration, im Kontakt mit anderen Menschen. Sie beeinträchtigen dann auch den Schlaf und das Wohlbefinden. Wenn das bei Ihnen so ist, können Sie in Teil 2 und 3 dieses Buchs erfahren, was Sie tun können.

Die Angaben über die Häufigkeit von Hitzewallungen schwanken stark. Wenn Studien mit Frauen aus medizinischen Zusammenhängen (Klinik, Praxis) durchgeführt werden, sind die Zahlen hoch. Auch der Zeitpunkt der Befragung spielt eine Rolle. Bei einer Auswertung von 33 Querschnittstudien fanden sich Hitzewallungen bei 14−51% der Frauen in den Jahren vor der Menopause, bei 50% der Frauen in den Jahren um die Menopause herum (Perimenopause) und bei 30–80% der Frauen, nachdem mehr als 1 Jahr nach der Menopause vergangen ist (Postmenopause) [44].

Die Zahlen zeigen, dass Hitzewallungen weit verbreitet sind. Thematisiert werden sie überwiegend im Zusammenhang mit medizinischen Behandlungen. Im gesellschaftlichen Alltag sind sie noch immer ein Tabu. Sehr vielen Frauen sind die Wallungen peinlich. Sie schämen sich und möchten sie verstecken. Das wirft ein negatives Licht auf die Position von Frauen in unserer Gesellschaft. Denn wenn Frauen geachtet wären – auch als älter werdende Frauen – dann hätten nicht so viele das Bedürfnis, einen normalen körperlichen Prozess zu verstecken. Sportler*innen schämen sich auch nicht für den Schweiß, den sie produzieren. Im Gegenteil, sie genießen es, auf diese Weise ihre Kraft zu spüren. Im Unterschied zu einer Hitzewallung bestimmen sie allerdings selbst, wann und wie stark sie sich zum Schwitzen bringen. Das ist bei einer Wallung anders. Sie kann ein Gefühl von Kontrollverlust, Ausgeliefertsein und Bloßgestellt-Sein auslösen. Auf diese Weise können individuelle Scham und gesellschaftliches Tabu sich gegenseitig verstärken.

Was tun, wenn eine Hitzewallung kommt?

Zunächst mal Ruhe bewahren. Wenn Sie in einer Situation sind, in der Sie Ihren Bedürfnissen folgen können, tun Sie es: Ziehen Sie die Jacke aus, öffnen Sie das Fenster, gehen Sie zum Wasserhahn und lassen kaltes Wasser über die Unterarminnenseiten laufen und kühlen die Stirn. Wenn Sie dann zurück an Ihrem Platz sind, ist die Wallung bereits vorbei.

Viele Frauen kleiden sich nach dem Zwiebelschalenprinzip. Dann können sie eine Lage ablegen, wenn die Hitzewallung kommt und wieder anlegen, wenn ihnen danach kühl ist. Wenn Sie viel schwitzen, ist es hilfreich, ein kleines Gästehandtuch in der Tasche dabei zu haben, um sich jederzeit trocken tupfen zu können. Wichtig ist, auf das Material der Kleidung zu achten. Thermo-Unterwäsche saugt sich nicht mit Schweiß voll, sondern gibt das Wasser nach außen ab. Dadurch lässt sich das unangenehme Kältegefühl durch feuchte Unterwäsche vermeiden. Sorgen Sie dafür, dass das Schlafzimmer nicht zu warm ist. Vielleicht helfen zwei dünne Bettdecken statt einer dicken. Die eine können Sie dann bei Bedarf zurückschlagen.

Ein Fächer ist ein guter Begleiter. Er verschafft Ihnen kühle Luft, auch wenn Sie nicht das Fenster öffnen können. Sie outen sich damit als Frau in den Wechseljahren, aber auf sehr elegante Weise (Abbildung 1-1).

Abbildung 1-1: Mit einem Fächer lässt sich einer Hitzewallung elegant begegnen.

Apropos outen. Ich gebe Ihnen einige Beispiele, wie Frauen sich geoutet haben. Die Mutter von Elisa sagte bei einer Hitzewallung: „Ist das hier so heiß oder meine ich das nur“ – und riss das Fenster auf. Nurten war immer eine „Frostbeule“. Sie freute sich: „Endlich wird mir mal richtig schön warm.“ Als Irina gerade von einer Hitzewallung bis über beide Ohren gerötet war, begrüßte eine Bekannte sie: „Oh, Du siehst aber gut aus! Warst Du im Urlaub?“ Sie antwortete: „Nee, leider nicht. Ich habe gerade ’ne Welle.“ Aische ist Lehrerin an einer Berufsschule. Wenn sie schon mal durchgeschwitzt war, sagte sie spaßeshalber: „Es tut mir leid. Ich kann in dieser Stunde nichts mehr an die Tafel schreiben. Mein Deo hat versagt.“ Wenn Barbara von den Kolleg*innen auf der Arbeit darauf angesprochen wurde, wieso sie im kurzärmelingen T-Shirt nicht friere, sagte sie: „Ich habe meinen privaten Sommer.“ Auf einer Ansichtskarte konnte ich lesen: „Wir sind immer noch heiß, es kommt jetzt nur in Wellen.“

1.3
Und sonst?


Sonst nichts. Es gibt keine weiteren Körperzeichen, die für die Wechseljahre typisch sind.

Das heißt nicht, dass nicht auch andere Probleme auftreten können. Heftige Hitzewallungen können andere Beschwerden nach sich ziehen. Man nennt das Domino-Effekt: Wenn Frauen nachts ständig durch Hitzewallungen geweckt werden, ist der Schlaf unruhig. Wenn sie nächtelang nicht gut schlafen, werden sie müde, reizbar, angespannt. Das kann wiederum eine ganze Reihe anderer Symptome nach sich ziehen.

Aber nicht alle Probleme, die in den Wechseljahren auftreten, sind hormonell bedingt. Manche hängen mit dem Älterwerden und dem, was Frauen früher erlebt haben, zusammen. Natürlich können − wie in jeder Lebensphase − auch in den Wechseljahren Krisen, Belastungen und Überforderungen auftreten.

Wechseljahres-Tests

Es gibt viele Tests und Fragebögen, mit denen sich beurteilen lassen soll, ob Sie in den Wechseljahren sind. Einige werden für Studienzwecke verwendet. Alle haben den Nachteil, dass sie allgemeine Befindlichkeitsstörungen als durch die Wechseljahre bedingt deuten. So kommt...

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