Das kann ja heiter werden - Humor und Lachen in der Pflege

Das kann ja heiter werden - Humor und Lachen in der Pflege

von: Iren Bischofberger (Hrsg.)

Hogrefe AG, 2008

ISBN: 9783456944999

Sprache: Deutsch

382 Seiten, Download: 3161 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Das kann ja heiter werden - Humor und Lachen in der Pflege



Einleitung Humor und Heiterkeit im Alter – Ressource und Schmiermittel (S. 197-198)

Rolf Hirsch

Der Enkel meint zu seinem Großvater: «Ihr hattet sicher keine leichte Jugend so ganz ohne Antidepressiva!»

Sprechen wir vom Alter, so fallen uns eher «Verlust», «Trauer», «Sterben» und «Tod» ein als «Fröhlichkeit» und «Heiterkeit». Liegt das an den alten Menschen, die angeblich «nichts mehr zu lachen haben»? Leider trifft man nicht nur bei Laien noch immer auf die Vorstellung, dass Alter gleich «Abbau» sei. Der Schritt zum Vorurteil, dass alte Menschen auch «rigide» und «humorlos» sind, sowie ihnen im Laufe des Lebens das Lachen vergangen ist, ist dann nicht mehr groß. Wie steht es da mit einer der wichtigsten Erkenntnisse der Gerontologie, dass Altern ein dynamischer Umbau- und kein Abbauprozess ist, der mit einer sehr großen inter- und intraindividuellen Schwankungsbreite von körperlichen, psychischen und sozialen Fähigkeiten und Fertigkeiten gekennzeichnet ist?

Darf im Pflegealltag überhaupt gelacht werden, wenn die Pflege «professionell» angeboten und durchgeführt werden soll? Besucht man Kliniken oder Alteneinrichtungen, so hat man oft den Eindruck, dass am Eingang ein Schild «Lachen verboten» angebracht ist. Natürlich lacht man mal über «Dummheiten» und «Ungeschicklichkeiten» der BewohnerInnen, aber auch von Mitarbeitenden oder über die Narrheiten von Vorschriften. Doch ist dies kein befreiendes Lachen, sondern oft ein sarkastisches, ironisches oder zynisches. Dieses Lachen meinte wohl Nietzsche, als er schrieb: «Nicht durch Zorn, sondern durch Lachen tötet man».

Natürlich sind die Schwierigkeiten, denen wir im Pflegealltag begegnen, sehr vielfältig. Vorwiegend sind es jedoch Herausforderungen, die eher auf der Personal- als auf der Patientenseite liegen: Zeitdruck, Personalmangel, geringe Anerkennung und maximale Arbeitsbelastung prägen den Arbeitsalltag. Immer größere Qualitätsansprüche mit immer mehr unrealistischen Vorschriften und Gesetzen werden an Pflegekräfte gestellt, ohne sich um die dafür erforderlichen Voraussetzungen zu kümmern.

Wir sind oft verzweifelt, «ausgebrannt». Manche resignieren. Obwohl wir alle Regeln der modernen Pflege einzuhalten versuchen, haben wir häufig den Eindruck, den Anforderungen der kranken und pflegebedürftigen Menschen und ihrer Angehörigen, denen der Vorgesetzten und Träger von Einrichtungen nicht zu genügen. Noch unzufriedener sind wir aber meist mit uns. Wir machen uns Vorwürfe, klagen uns an, vergegenwärtigen uns, dass wir strukturelle Missstände und Unzulänglichkeiten nicht beheben können und «schalten ab».

Aber: Es gibt auch die «Trotzmacht» Humor und sie ist geradezu lebensnotwendig, um wieder zur heiteren Gelassenheit zu finden. Humor – so verstanden – ist ein «soziales Schmiermittel» und Ausdruck eines fröhlichen und kreativen Kampfgeistes. Humor verändert schlagartig angespannte Situationen und löst Beklemmungs-, Beschämungs- und Angstgefühle. Lachen als Ausdruck eines lebendigen Humors ist ansteckend! Diese Kompetenz scheint im Laufe des Lebens bei vielen Menschen – sowohl auf Personal- wie auch Patientenseite – verdrängt worden zu sein. Aufgrund vielfältiger negativer und belastender Erlebnisse sind sie im höheren Lebensalter und in Altersinstitutionen bei manchen kaum noch vorhanden. Auch im Rahmen der Sozialisation zum professionellen Helfer (z.B. Altenpfleger, Arzt, Krankenschwester, Sozialarbeiter) scheinen Humor und Heiterkeit bei vielen auf der Strecke geblieben zu sein.

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