Training mit Jugendlichen - Aufbau von Arbeits- und Sozialverhalten

Training mit Jugendlichen - Aufbau von Arbeits- und Sozialverhalten

von: Franz Petermann, Ulrike Petermann

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783840923203

Sprache: Deutsch

295 Seiten, Download: 5431 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Training mit Jugendlichen - Aufbau von Arbeits- und Sozialverhalten



"6 Gruppentraining mit Jugendlichen (S. 132-133)

Dieses Kapitel stellt das praktische Vorgehen, die Materialien, die Erfahrungen und die Schwierigkeiten bei der Durchführung des Gruppentrainings dar. Beim Gruppentraining handelt es sich um ein Vorgehen, bei dem ein oder zwei Trainer mit vier oder fünf Jugendlichen ein vorgegebenes Thema bearbeiten (Dauer der Sitzung: ca. 100 Minuten). Das Gruppentraining besteht aus minimal zehn Sitzungen, die ein-, besser zweimal wöchentlich stattfinden. Ein Erstkontakt mit der Gruppe geht dem Gruppentraining voraus.

6.1 Rahmenbedingungen
In diesem Kontext müssen vor allem Probleme der Gruppenzusammenstellung und Motivierung der Jugendlichen diskutiert werden. Der Erfolg eines Gruppentrainings hängt entscheidend von diesen Faktoren ab; sie bestimmen auch darüber, ob sich eine Atmosphäre entwickelt, in der Jugendliche in Rollenspielen neue Erfahrungen sammeln können. Ungeschickt initiierte Gruppenprozesse können das im Einzeltraining aufgebaute Vertrauen zum Trainer schnell zerstören, wodurch die weitere Mitarbeit des Jugendlichen sich verringert oder sogar in Frage gestellt wird.

6.1.1 Gruppenzusammenstellung

Der Nutzen eines Gruppentrainings bei Jugendlichen wird einhellig betont (Bach et al., 2008), wobei der Erfolg von der Zusammensetzung der Gruppe abhängt. So sollte eine Gruppe aus vier oder fünf Jugendlichen bestehen, um allen Jugendlichen die Chance zu geben, an Rollenspielen häufig teilzunehmen. Gruppen mit weniger Mitgliedern verlaufen zwar harmonisch, doch ist ein wesentlicher Vorteil eines Gruppentrainings aufgehoben: Man schränkt die Auswahl an Modellen ein, wodurch Lernprozesse erschwert werden.

Ein wesentliches Problem, das mit der Gruppenzusammenstellung in Zusammenhang steht, ergibt sich aus der Länge der Sitzungen. Eine Gruppe von fünf unruhigen und/ oder sehr aggressiven Jugendlichen kann sehr belastend sein. Bei einer solchen Gruppengröße wird man eine Sitzungsdauer von knapp zwei Stunden veranschlagen, wenn jeder Jugendliche einen Beitrag leisten soll; dabei wird vorausgesetzt, dass er bereit ist, aktiv mitzuarbeiten und sich zu beteiligen.

In jedem Fall bedarf es starker Lenkung durch den oder beide Trainer sowie klare Vorgaben, um mit dem Zeitbudget auszukommen. Die damit umschriebene Drucksituation darf jedoch nicht dazu führen, dass die freien Phasen während einer Sitzung, die belohnend und motivierend auf die Jugendlichen wirken, gekürzt werden. Diese Phasen sind für die Motivierung der Jugendlichen zentral. Bei vier Jugendlichen kann ein Trainer die Anforderungen allein bewältigen. Bei jeder Gruppe sollte man darauf achten, dass sich Mitglieder zusammenfinden, die vergleichbare Lernvoraussetzungen aufweisen.

Hält man diese Bedingung ein, dann kann eine Gruppe die gesamte Altersspanne der 13- bis 20-Jährigen umfassen. Besuchen Jugendliche unterschiedliche weiterführende Schulen und Ausbildungsgänge, dann sind die kognitiven Voraussetzungen besonders zu berücksichtigen. Jüngere Jugendliche oder solche mit Lernschwierigkeiten müssten in diesen Fällen Fähigkeiten aufweisen, die ihnen Anerkennung seitens der älteren oder der Trainer sichern (z. B. gutes Einfühlungsvermögen bei Rollenspielen, differenzierte sprachliche Ausdrucksfähigkeit, hohe Wahrnehmungsgenauigkeit, Geduld und Toleranz)."

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