Erfolgreich Lernen - Effiziente Lern- und Arbeitsstrategien für Schule, Studium und Beruf

Erfolgreich Lernen - Effiziente Lern- und Arbeitsstrategien für Schule, Studium und Beruf

von: Eberhardt Hofmann, Monika Löhle

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2012

ISBN: 9783840924705

Sprache: Deutsch

234 Seiten, Download: 4675 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Erfolgreich Lernen - Effiziente Lern- und Arbeitsstrategien für Schule, Studium und Beruf



Worin bestehen solche „sinnvolle Einheiten“? Es ist egal, ob es sich bei ihnen um Buchstaben, Worte, Sätze oder Ähnliches handelt, wichtig ist nur, dass es SINNVOLLE Einheiten sind. Das Kurzzeitgedächtnis verfügt über die genannten sieben, plus minus zwei Speicherplätze für solche sinnvollen Einheiten. Wie viel Information in einen solchen Speicherplatz gepackt werden kann, hängt davon ab, in welchem Ausmaß bereits Verbindungen zu den Informationen im Langzeitgedächtnis abgelegt sind. Die Informationsspeicherung kann dadurch ökonomisiert werden, dass man Informationen zu so genannten „Chunks“, d. h. Informationsbündeln zusammenfasst. Dies gelingt umso besser, je mehr Vorinformation bereits vorhanden ist. Ist jemand z. B. des lateinischen Alphabets nicht mächtig, so wird er beim Betrachten des Wortes „WIND“ nur 10 Linien wahrnehmen, die für ihn jedoch ziemlich bedeutungslos nebeneinander stehen. Um dieses Zeichen im Gedächtnis behalten zu können, wird er alle Speicherplätze des Kurzzeitgedächtnisses benötigen. Kennt er dagegen das lateinische Alphabet, kann aber nicht deutsch, so wird er zwar die Linen als Buchstaben wahrnehmen können, aber nicht den Sinn des Wortes. Zum Behalten des Wortes wird er vier Speicherplätze benötigen. Spricht er jedoch Deutsch, so kann er das Wort identifizieren und braucht zur Speicherung im Kurzzeitgedächtnis nur einen Speicherplatz. Die tatsächliche Informationsmenge im Kurzzeitgedächtnis kann daher erheblich schwanken, je nachdem, wie sinnvoll die Information für den Lernenden ist und wie viel Hintergrundinformationen er jeweils hat.

Wenn man nun einzelne Zahlen zusammenfasst (z. B. zur sinnvollen Zahl 1346), kann man sie jedoch auf nur einem Speicherplatz abspeichern. Diese Ökonomisierung funktioniert allerdings nur dann, wenn die Zahl 1346 z. B. als eine Jahreszahl für den Lernenden auch eine Bedeutung hat. Es kommt dabei darauf an, wie gut es dem Gehirn gelingt, die jeweilige Information als eine sinnvolle Einheit zu begreifen. Je mehr Vorinformation man besitzt, desto größere Chunks kann man bilden und desto größer ist die Gesamtmenge an Information, die man im Kurzzeitgedächtnis präsent halten kann. Die Speicherplätze im Kurzzeitgedächtnis sind dabei wie Schubladen, in denen jeweils nur ein Gegenstand (Chunk) abgelegt werden kann.

Praktische Anwendung des Chunkings: Spickzettel schreiben

Die Gesetzmäßigkeiten des Chunkings kann man sich sehr gut beim Erstellen eines gut gemachten Spickzettels zu Nutze machen. Ein solch gut(!) gemachter Spickzettel ist nichts anderes als das Erstellen von Chunks, indem man Informationen unter einem Stichwort abspeichert. Ein gut gemachter Spickzettel muss dabei so gestaltet sein, dass die Menge der Information insgesamt begrenzt ist und die jeweilige Information zu möglichst vielen Assoziationen anregt, also praktisch nur eine Art Stichwort für andere Gedächtnisinhalte ist. Wenn er diese Funktion nicht erfüllt, ist er sowieso wertlos, da man erstens mit einem zu umfangreichen Spickzettel Gefahr läuft, erwischt zu werden, und zweitens von zu viel Information auf dem Spickzettel eher verwirrt wird. Die Informationsmenge auf dem Spickzettel muss daher stark begrenzt werden. Das zwingt geradezu dazu, die Informationen auf ihm in Form von Chunks zu organisieren, sie zu bündeln. Der gut gemachte Spickzettel enthält nur noch Informationen, die die notwendigen Assoziationen für andere Gedächtnisinhalte beinhalten. Genau auf diese Assoziationen jedoch kommt es an. Ohne die entsprechenden Assoziationen zu den jeweiligen Schlüsselbegriffen sind die Schlüsselbegriffe wertlos, ähnlich einem Schlüssel, zu dem das zugehörige Schloss fehlt. Daher ist das ERSTELLEN eines Spickzettels eine gedächtnispsychologisch sehr sinnvolle Tätigkeit, da es automatisch zum effektiven Chunking führt. Ist dies gelungen und die Information stark verdichtet und gebündelt als Auslöser für weitere Gedankengänge auf einem kleinen Spickzettel konzentriert, kann man ihn aus zwei Gründen getrost wegwerfen: Erstens ist dann die Informationsmenge so gering, dass sie gut in das Kurzzeitgedächtnis passt und zweitens ist das Erstellen der Schlüsselworte eine derart tiefe Verarbeitung (vgl. Kapitel 2), dass die gesamten Inhalte sowieso im Langzeitgedächtnis vorhanden sind. Wenn man ihn wegwirft, entgeht man natürlich auch der Gefahr, erwischt zu werden. Der eigentliche Effekt des Spickzettels ist also nicht das „Produkt“ Spickzettel, sondern der Prozess seiner Erstellung. Man schafft sich beim Erstellen eines Spickzettels so viel Hintergrundinformationen und Assoziationen, dass das Papier selbst überflüssig wird. Allein die Arbeit, die man mit der Erstellung des Spickzettels hat, ist also gedächtniswirksam. Daher ist es auch nutzlos, mit Spickzetteln anderer Personen zu arbeiten, da genau diese geistige Arbeit dazu dann fehlt. Ansonsten gäbe es mit Sicherheit schon längst Verlage, die die besten Spickzettel für alle Fächer anbieten würden.

1.2.2 Serieller Positionseffekt im Kurzzeitgedächtnis

Eine weiterer, für das Funktionieren des Kurzzeitgedächtnisses unmittelbar relevanter Mechanismus besteht im so genannten „Seriellen Positionseffekt“. Um diesen zu demonstrieren, betrachten Sie in einem zweiten Auswertungsschritt noch einmal das Ergebnis zum Experiment 1.

Merke: Das ERSTELLEN eines Spickzettels ist sehr sinnvoll, das BENUTZEN dagegen riskant und (bei einem gut gemachten Spickzettel) auch völlig unnötig.

Experiment 1 (Fortsetzung)
Analysieren Sie dabei nun die Position, an der sich die Begriffe, die Sie richtig reproduziert haben, in der zu lernenden Liste befunden haben. Zählen Sie dazu aus, wie viele Begriffe der Position eins bis vier der Lernliste Sie richtig reproduziert haben, wie viele der richtig reproduzierten Begriffe auf der Position fünf bis acht und wie viele Begriffe auf der Position neun bis zwölf in der Lernliste standen. Anzahl der richtig reproduzierten Begriffe auf der Position 1 bis 4 ... Anzahl der richtig reproduzierten Begriffe auf der Position 5 bis 8 ... Anzahl der richtig reproduzierten Begriffe auf der Position 9 bis 12 ... der Lernliste für das Experiment 1
Tragen Sie die Anzahlen dann im nachfolgenden Diagramm ein:

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