Symptom Kopfschmerz - Entscheidungshilfen in der Akutsituation

Symptom Kopfschmerz - Entscheidungshilfen in der Akutsituation

von: Jens Kuhn, Heiko Bewermeyer

Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, 2008

ISBN: 9783794564736

Sprache: Deutsch

281 Seiten, Download: 1499 KB

 
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Symptom Kopfschmerz - Entscheidungshilfen in der Akutsituation



1 Einleitung (S. 1-2)

1.1 Epidemiologie

In Deutschland leiden mehr als 50 Millionen Menschen unter gelegentlichen oder chronischen Kopfschmerzen (KS), die damit zu den häufigsten Erkrankungen zählen. Fast ein Zehntel aller Arztbesuche erfolgt aufgrund von Zephalgien, wenngleich fast ein Drittel der Kopfschmerzpatienten keine ärztliche Konsultation in Anspruch nimmt (Göbel 2004, Frishberg 1994, Newman u. Lipton 1998). Volkswirtschaftlich sind die Kopfschmerzen bedeutsam, weil für Schmerzpräparate hohe Kosten entstehen, daneben kommt es zu krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit der Patienten.

Allein für die Migräne werden die direkten und indirekten Krankheitskosten auf über 5 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt (Göbel 2000). Darüber hinaus sind Migräne und andere Kopfschmerzformen von Bedeutung, weil sie häufig mit Depressivität und Angst verbunden sind oder diese verursachen. Erst in den letzten Jahren wurde die Epidemiologie der verschiedenen Kopfschmerzsyndrome genauer erfasst, wobei die von der International Headache Society (IHS) erstellten diagnostischen Kriterien zugrunde gelegt und auch geographische sowie altersbedingte Faktoren berücksichtigt wurden. Danach ist der Spannungskopfschmerz noch vor der Migräne zu nennen und stellt überhaupt eine der häufigsten Schmerzstörungen dar.

Die Schätzungen zur Prävalenz unterscheiden sich aber in den verschiedenen Studien ganz erheblich: Nach epidemiologischen Untersuchungen liegt die Ein-Jahres-Prävalenz für Spannungskopfschmerzen zwischen 10% und 60% (Kavuk et al. 2004, Rasmussen 1992, Rasmussen et al. 1991, Schwartz et al. 1998). Die Erklärung für diese Heterogenität liegt darin, dass unter der Bezeichnung „episodischer Spannungskopfschmerz" auch sehr seltene und klinisch geradezu unerhebliche Episoden (sporadischer episodischer Spannungskopfschmerz) subsumiert werden. Die Häufigkeit von bedeutsamen Spannungskopfschmerzen, d.h. von mehrmals pro Monat auftretenden Zephalgien, liegt bei etwa 25% (Kavuk et al. 2004) mit einem Häufigkeitsmaximum in der 3.–4. Lebensdekade.

Die Ein-Jahres-Prävalenz der Migräne beträgt in Deutschland etwa 11%, wobei Frauen mit 12–15% häufiger betroffen sind. Diese Prädisposition von Frauen findet sich in vielen Studien, ist aber nicht allein für den Kopfschmerz vorhanden, sondern betrifft die meisten Schmerzerkrankungen, wofür bisher plausible Erklärungen fehlen. Wie die meisten Kopfschmerzen zeigt auch die Migräne eine altersabhängige Prävalenz: Sie ist im höheren Alter seltener als in der 2.–4. Dekade. Für die Migräne bestehen geographische Unterschiede mit niedrigeren Prävalenzraten in Asien und Afrika und einem häufigeren Vorkommen in Europa sowie Mittel- und Nordamerika.

Auch Kinder und Jugendliche leiden sehr häufig unter Migräne, die Ein-Jahres-Prävalenz beträgt fast 10% und ist im Alter zwischen 13 und 15 Jahren am höchsten. Insgesamt leiden 4–5% der Bevölkerung unter schwer beeinträchtigenden chronischen, nahezu täglichen Kopfschmerzen (vgl. Kap. 5.1). Dabei handelt es sich ganz überwiegend um den chronischen Spannungskopfschmerz (2–3% der Bevölkerung) und die chronische Migräne (ca. 2% der Bevölkerung). Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch der medikamenteninduzierte Kopfschmerz. Dagegen spielen andere chronische primäre Kopfschmerzen wie der neu aufgetretene, täglich persistierende Kopfschmerz, die Hemicrania continua und andere sekundäre Kopfschmerzformen zahlenmäßig eine untergeordnete Rolle.

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