Dermatologie und Venerologie

Dermatologie und Venerologie

von: Otto Braun-Falco, Gerd Plewig, Helmut Heinrich Wolff, Walter Burgdorf, Michael Landthaler

Springer-Verlag, 2005

ISBN: 9783540266242

Sprache: Deutsch

1566 Seiten, Download: 43542 KB

 
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Dermatologie und Venerologie



Viren (S. 43-44)

4 Einführung
Einführung
Die Anzahl virusbedingter Hauterkrankungen ist groß. Dabei können die Hauterscheinungen als primäre Manifestation bei direkter exogener Infektion mit einem dermatotropen Virus (humane Papillomaviren) auftreten.Die Infektion bleibt auf den Eintrittsort beschränkt, ohne dass die Viren die basalen Epidermisschichten durchbrechen.Die Ausbreitung erfolgt durch Freisetzung von infektiösen Partikeln,die weitere Hautregionen infizieren können. In anderen Fällen finden sich eine epidermale Symptomatik mit extrakutanem Fokus (Zoster) oder eine dermale Symptomatik nach hämatogener Dissemination einer systemischen Viruserkrankung (Varizellen).

Nach hämatogener Ausbreitung der Viren im Organismus kommt es zur Infektion von Endothelzellen der Kapillargefäße und von dort aus zum Übertritt in die Zellschichten der Haut. Es existieren ferner systemische Virusinfektionen, die aufgrund immunologischer Reaktionen zu Hauterscheinungen führen. Dazu gehören exanthematische Erkrankungen wie Masern oder Röteln sowie Immunkomplexvaskulitiden (bei Hepatitis B). Bei HIV/AIDS kommt es zu opportunistischen Infektionen der Haut und zu Kaposi- Sarkomen.

Definition.
Viren sind obligat intrazelluläre Parasiten, die sich in infizierten Zellen replizieren. Dort entfalten sie ihre Genomaktivität und produzieren die Komponenten, aus denen sie aufgebaut sind,ohne eine eigene Proteinsynthesemaschinerie oder Energie bildende Stoffwechselsysteme zu besitzen. Viren können zelluläre Stoffwechselvorgänge der infizierten Zelle umsteuern und für den optimalen Ablauf ihrer Vermehrung modifizieren.

Struktur
Viren bestehen aus verschiedenen Grundelementen: Sie enthalten im Zentrum (core) ein Genom aus RNA oder DNA, die Nukleinsäure kann einzel- oder doppelsträngig sein, linear,ringförmig oder segmentiert.Das Genom bildet einen Komplex mit Histonen oder viralen Proteinen und liegt damit als Nukleokapsid vor.Bestimmte Viren sind von einer Hülle aus Proteinen umgeben (Kapsid), die eine helikale oder Rotationssymmetrie aufweisen.Bei einigen Virustypen besteht die äußere Schicht aus einer Membranhülle (envelope) in Form einer Lipiddoppelschicht. In sie sind virale oder zelluläre Proteine eingebettet, die deutlich hervorragen können. Diese exponierten Proteine unterliegen einem Selektionsdruck durch das Immunsystem.Viren verändern deshalb häufig die Aminosäuresequenz Antikörper bindender Regionen oder Epitope, die für die Bildung neutralisierender Immunglobuline verantwortlich sind. Viren werden anhand ihres Genoms, der Symmetrieform des Kapsids sowie dem Vorhandensein einer Hülle in unterschiedliche Familien klassifiziert. Eine weitere Unterteilung wird nach serologischen Kriterien und Nukleinsäuresequenzhomologien vorgenommen.

Replikation
Viren gelangen über Mikroverletzungen der Haut oder Schleimhaut zu epidermalen Zellschichten, an welchen sie unspezifisch oder rezeptorvermittelt anhaften. Nach Aufnahme in die Wirtszelle wird das Virusgenom freigesetzt. Virale Genexpression und Genomvermehrung verlaufen bei allen Virustypen unterschiedlich und haben ausschließlich ein Ziel: vielfache Kopien der viralen Strukturen in der Wirtszelle zu generieren.In vielen Fällen kommt es zunächst zur Synthese früher Proteine (early proteins), vorwiegend viraler Enzyme, wie virale RNA- oder DNA-Polymerasen. Im Anschluss werden Virusgenom und späte Proteine (late proteins: Strukturproteine) repliziert. Liegen alle Bestandteile vor,werden vollständige neue Viruspartikel zusammengefügt und freigesetzt, die neue Zellen infizieren können.

Auswirkungen auf die infizierte Zelle
Abhängig vom Virustyp kann die Infektion für die Wirtszelle unterschiedliche Folgen haben: . Die Zelle wird zerstört (akute symptomatische Infektion). Der Zellstoffwechsel der infizierten Zelle wird selektiv abgeschaltet, sodass ausschließlich virale Produkte translatiert werden. Damit kommt es zum Zusammenbruch des Zellstoffwechsels. In diesem Zusammenhang verändert sich die Morphologie der infizierten Zelle, die nunmehr von der körpereigenen Immunabwehr als fremd erkannt und attackiert wird (zytotoxische Lymphozyten, aktivierte Makrophagen, Immunkomplexbildung). Morphologisch findet sich in vielen Fällen eine vakuolisierende Degeneration wie bei Herpesviren. . Die Zelle produziert kontinuierlich geringe Mengen an Viren und ist damit chronisch infiziert (chronisch-persistierende Infektion).

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