Aggressiv-dissoziale Störungen. 2., korr. Aufl. (Reihe: Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie, Bd. 3)

Aggressiv-dissoziale Störungen. 2., korr. Aufl. (Reihe: Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie, Bd. 3)

von: Franz Petermann, Manfred Döpfner, Martin Schmidt

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2007

ISBN: 9783840920547

Sprache: Deutsch

184 Seiten, Download: 2091 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Aggressiv-dissoziale Störungen. 2., korr. Aufl. (Reihe: Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie, Bd. 3)



2 Leitlinien ( S. 42)

2.1 Leitlinien zur Diagnostik und Verlaufskontrolle

Grundlage für die spezifische Diagnostik aggressiv-dissozialer Störungen ist die allgemeine Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen, wie sie im Leitfaden zur Diagnostik psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter (Döpfner et al., 2000) beschrieben ist.

Tabelle 5 gibt eine Übersicht über die Leitlinien zur Diagnostik und Verlaufskontrolle von Kindern und Jugendlichen mit aggressiv-dissozialen Störungen. Die Exploration der Eltern, des Kindes/Jugendlichen und der Erzieher/Lehrer steht im Zentrum der Diagnostik. Die Exploration des Kindes/Jugendlichen bezieht auch die Verhaltensbeobachtung des Kindes/Jugendlichen während der Exploration und während anderer Untersuchungen (z. B. testpsychologische Untersuchung) sowie seine psychopathologische Beurteilung mit ein. Alle anderen diagnostischen Maßnahmen sind optional, aber häufig indiziert:

• Standardisierte Fragebögen für die Eltern, für das Kind/den Jugendlichen und für den Erzieher/Lehrer können die Exploration ergänzen und erleichtern. Falls eine Exploration der Erzieher/Lehrer nicht möglich ist, können Fragebögen diese auch ersetzen. Häufig erleichtern Fragebögen die Exploration, wenn sie vor der Exploration beantwortet werden. Der Untersucher kann dann die Informationen aus den Fragebögen zur gezielten weiterführenden Exploration nutzen.

• Eine testpsychologische Untersuchung der Intelligenz oder des Entwicklungsstandes bzw. der schulischen Leistungsfähigkeit kann unter bestimmten Bedingungen angezeigt sein. Eine grundlegende kurze Prüfung der intellektuellen Leistungsfähigkeit ist jedoch meist indiziert.

• Eine spezifische Anamnese zu körperlichen Symptomen während des letzten Jahres ist notwendig, um Hinweise auf etwaige komorbide Störungen zu gewinnen. Eine orientierende internistische und neurologische Untersuchung dient der Erkennung körperlicher Vorläufer- oder Folgesymptome.

2.1.1 Exploration der Eltern und der Erzieher oder Lehrer
Leitlinie 1 gibt eine Übersicht über die Empfehlungen zur Exploration der Eltern und der Erzieher oder Lehrer. Wie die Diagnostik von Kindern und Jugendlichen mit aggressiv-dissozialen Störungen generell, baut auch die Exploration auf den im Leitfaden zur Diagnostik psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter (Döpfner et al., 2000) beschriebenen allgemeinen Explorationsleitlinien bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen auf.

Bildet sich im Rahmen der allgemeinen Exploration ein Verdacht auf eine aggressiv-dissoziale Symptomatik, dann sollten die in Leitlinie 1 aufgeführten spezifischen Aspekte in der Exploration besonders berücksichtigt werden. Die Exploration der Eltern stellt den Kern der Diagnostik dar.

Leitlinie 1 gibt eine Übersicht über die Rahmenbedingungen dieser Exploration, die detaillierter im Leitfaden zur Diagnostik psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter (Döpfner et al., 2000) besprochen sind. Die Elternexploration dient nicht nur der Informationsgewinnung, ebenso wichtig ist in dieser Phase der Aufbau einer therapeutischen Beziehung zu den Eltern.

Trotz der vielfältigen Informationen, die in dieser Phase erhoben werden, sollte der Therapeut genügend Zeit haben, sich die Sorgen der Eltern in Ruhe anzuhören und ihnen Verständnis für ihre Situation zu signalisieren. Besonders bei aggressiv-dissozialen Auffäl- ligkeiten stehen die Eltern meist unter einem hohen Leidensdruck, der mitunter dazu führen kann, dass die Problematik dramatisiert wird und es den Eltern schwer fällt, die Verhaltensprobleme differenziert zu beschreiben.

Die Exploration wird mit mindestens einem Elternteil durchgeführt, günstiger ist jedoch eine gemeinsame Exploration beider Elternteile, weil so Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Bewertung des Kindes und seines Problemverhaltens sowie anderer familiärer Bedingungen deutlich werden können.

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